Veröffentlicht am 12. April 2023 von Guido Keller
An diesem besonderen Weinabend in haben wir Ihnen außerdem einen Wein von Bibi Graetz präsentiert, Kultwinzer und Wein-Ikone aus der Toskana.
Neben diesen Klassikern stellten wir Ihnen bewusst ein paar „Geheimtipps“ vor, die zum Kultwein werden können und die Sie vielleicht noch nicht „auf dem Schirm haben“.
- Was macht diese Weine so außergewöhnlich?
- Sind es die verfügbaren Mengen?
- Das Anbaugebiet oder der Name des Winzers?
- Macht es doch die Qualität aus?
- Sind es Bewertungen oder Preise?
Durch den Abend führte mit viel Wissen, Spaß und Humor Christina Schillinger, IHK-geprüfte Sommelière.
Die Weine bei unserer Weinprobe am Abend in Stuttgart Degerloch:

Grande Cuvée brut, AOP Saumur
Louis de Grenelle, Saumur, Loire, Frankreich
Cuvée aus 90 % Chenin Blanc und 10 % Chardonnay.
Traditionelle Flaschengärung mit 24-monatigem Hefelager.
12,5 % vol. Alkohol
passt besonders gut als Aperitif, zu Sushi & Sashimi, feinen Gerichten von Fisch und Meeresfrüchten, Weichkäsen
Louis de Grenelle gehört zu den wenigen Häusern in Saumur, die noch in Familienbesitz sind. Seit 1859 werden Schaumweine nach dem klassischen Verfahren der Flaschengärung hergestellt. Hubert Bodet hat den damals schwächelnden Betrieb 1976 übernommen. 2009 hat er die Leitung an seine Tochter Françoise und ihren Mann Jean Pierre Flao übergeben.
Louis de Grenelle produziert alle Schaumweine aus eigenen Reben: Die 40 Hektar Rebfläche des Weinguts La Durandière werden seit 1985 von Antoine Bodet nach den umweltfreundlichen und nachhaltigen Grundsätzen von Terra Vitis / HVE 3 (haute valeur environmentale) bewirtschaftet.

2021 ”Les Cris”, Pouilly-Fumé AOP
Domaine A.Cailbourdin, Tracy-sur-Loire, Loire, Frankreich
100 % Sauvignon Blanc von über 40-jährigen Rebstöcken, nachhaltige Arbeit im Weinberg nach den Richtlinien von 'Terra Vitis'. Temperaturkontrollierte Gärung in Edelstahl mit den natürlichen Hefen; mehrere Monate Lagerung auf der Feinhefe; kein BSA.
14 % vol. Alkohol, 1,6 g/l Restzucker, 6,8 g/l Säure
passt besonders gut zu Fisch und Meeresfrüchten (z. B. Jakobsmuscheln, Sushi), Kalbsbraten, luftgetrockneter Schinken, Ziegenkäse sowie zu vegetarischen Gerichten
Die Domaine Cailbourdin wurde 1980 von Alain Cailbourdin gegründet und umfasst heute 20 Hektar Rebfläche im Bereich Pouilly-Fumé. Die Hälfte der Reben ist bereits 40 bis 70 Jahre alt. Die Trauben der unterschiedlichen Lagen werden separiert vinifiziert. Das Sortiment umfasst vier Cuvées, die jeweils den aromatischen Ausdruck des markanten Terroirs widerspiegeln. ‘Cris‘ ist die lokale Bezeichnung für einen Boden mit hartem oder lehmigem Kalkstein. Mittlerweile übernimmt Alains Sohn Loïc Cailbourdin mehr und mehr Verantwortung auf der Domaine.

2021 Bandol Rosé AOP
Domaine La Suffrène, La Cadière d’Azur, Provence, Frankreich
Cuvée aus 40 % Mourvèdre, 30 % Cinsault, 20 % Grenache, 10 % Carignan aus biologischem Anbau. Im Ertrag reduziert auf 40 hl/ha. Handgelesen und handverlesen. Vollständig entrappt, gepresst, dann werden die unterschiedlichen Mostqualitäten selektiert. Es folgt eine 48-stündige Vorklärung, anschließend wird der Most abgezogen und für zwei Wochen vergoren. Danach 72-stündige Klärung bei 12°C. Nach weiteren 48 Stunden wird leicht geschwefelt. Kein BSA. Im November wird der Wein geschönt, zunächst mit Hausenblase (Transparenz und Glanz), zwei Wochen später mit Bentonit (Stabilisierung). In der ersten Januarhälfte wird die Cuvée zusammengestellt, dann wird der Schwefelgehalt überprüft und angepasst. Abfüllung Anfang März
13,5 %vol. Alkohol, 1 g/l Restzucker, 3 g/l Säure
passt besonders gut zur mediterranen Sommerküche, gegrilltem Lachs oder Thunfisch, Lammkoteletts mit Rosmarin und Ratatouille sowie zu eher milden Ziegenkäsen und Weichschimmelkäsen.
Bis 1995 lieferte Domaine La Suffrène die Trauben an die örtliche Genossenschaft. Dann entschied sich Fortuné Piche dazu, den Wein selbst zu keltern. Noch heute, im hohen Alter von 95 Jahren, führt er das Weingut zusammen mit seinem Enkel Cédric Gravier. Cédric wuchs mit seinen Eltern in Marseille auf und verbrachte nach seinem Abitur ein Jahr in den USA. Dort wurden ihm die französische Kultur und vor allem die französische Gastronomie erst richtig bewusst und er entschied sich dafür, das Weingut weiterzuführen. Das breite Sortiment umfasst Weiß-, Rosé- und Rotweine aus der Appellation Bandol und umliegenden Herkunftsgebieten. Außerdem stellt La Suffrène ein Olivenöl her.

2019 Testamatta “20 anni”, IGT Rosso Toscana
Bibi Graetz, Fiesole, Florenz, Toskana, Italien
100 % Sangiovese, selektioniert aus den besten Einzellagen des Weinguts. Handlese mit bis zu acht Durchgängen, erneut handverlesen im Weinkeller, abgebeert, schonend gepresst. Die Beeren der kleineren Parzellen vergären offen in Barriques, die der größeren Parzellen in 50-hl-Edelstahltanks mit sechsmaligem manuellen Umpumpen pro Tag. Spontanvergärung für 7 – 10 Tage. Dann 20 Monate in gebrauchten Barriques und 50-hl-Fässern gereift.
14 % vol. Alkohol
passt besonders gut zu Schmorgerichten wie Ossobuco, Rindfleischtajine mit Backpflaumen, Rinderbäckchen, Wildschweinragout.
Die Eltern von Bibi Graetz waren Künstler und stammten aus Norwegen, entschieden sich aber dafür, sich auf einem traumhaft gelegenen Landsitz in Vincigliata in den Hügel von Fiesole niederzulassen. Die damals bereits vorhandenen Reben ließen sie bewirtschaften. So war es nachvollziehbar, dass Bibi Graetz zunächst Kunst an der „Accademia delle belle arti“ in Florenz studierte. Bald erwachte aber seine Liebe zum Wein und er hospitierte bei sehr renommierten Winzern, bevor er schließlich 2000 die Bewirtschaftung der Rebflächen selbst übernahm und das Weingut Testamatta („verrückter Kopf“) gründete. Seine künstlerische Ader ist heute noch in lebensfrohen und kraftvollen Gemälden erkennbar und selbstverständlich entwirft er die Etiketten für seine Weine selbst.
Heute ist Bibi Graetz ein international anerkannter Kultwinzer. Er besitzt inzwischen insgesamt 80 Hektar Rebfläche, verteilt auf unterschiedliche toskanische Anbaugebiete (u.a. auch Siena und die Maremma), zwei Hektar Rebflächen umgeben direkt das alte Weingut in Fiesole. Die Rebstöcke sind zwischen 15 und 80 Jahre alt. Der Durchschnittsertrag liegt bei rund 30 hl/ha. Sein Geheimnis: Den Weinen die Zeit geben, angemessen zu reifen. Mit der offenen Barrique-Gärung, der Spontanvergärung und der Verwendung von gebrauchten Barriques erlaubt er dem Wein das Terroir, auf dem die Rebstöcke wachsen, widerzuspiegeln.
2019 erwarb Bibi Graetz das Hotel Villa Aurora und die angrenzenden Blu Bar im Herzen von Fiesole. Das traditionsreiche Haus wurde aufwendig restauriert und beherbergt heute den Familienwohnsitz und das Weingut. Der Testamatta 2019 „20 anni“ ist der Jubiläumsjahrgang zum 20-jährigen Bestehen des Weinguts.
2018 Château Croix des Rouzes, AOP Pomerol
Château Croix des Rouzes (Vignobles Carles), Pomerol, Bordeaux, Frankreich
Cuvée aus 90 % Merlot und 10 % Cabernet Franc. 12 Monate in Barriques aus französischer Eiche gereift, 90 % davon Erstbelegung.
14 % vol. Alkohol
passt besonders gut zu Gerichten mit rotem Fleisch, z. B. Rinderfilet mit einer Farce aus Pilzen, gereifte Weichkäse und milde Hartkäse.
Château Croix des Rouzes ist ein kleines Weingut von etwas mehr als 3 Hektar. Das nordwestlich des Dorfes Pomerol gelegene Haus stammt aus dem 19. Jahrhundert und bietet einen unglaublichen Blick auf die Weinberge des Gutes. Die Weinreben wachsen entlang des Chemin des Rouzes und grenzen direkt an die Weinberge von Château Clinet. Sie gedeihen auf einem Boden, der reich ist an Sand und Schluff auf eisenhaltigem Untergrund. Durch eine Erbschaft gelangen die Weinberge 1994 in den Besitz von Marie-Danielle Carles. Die Familie Carles blickt auf eine lange Tradition im Weinbau zurück und bewirtschaftet in Saint-Emilion erfolgreich mehrere Weingüter. 1999 hat der älteste Sohn Jêrome die Verantwortung für die Familienweingüter übernommen. Er wird dabei von seinem Bruder Gilles tatkräftig unterstützt. Mit einem frischen Blick bringen die Beiden einen neuen Führungsstil ein, der auf den Aufbau von Beziehungen ausgerichtet ist, um den Zusammenhalt des Teams zu stärken.
Château Croix des Rouzes 2018 erhielt 97 Parker-Punkte und kam unter die 50 besten Weine der Welt 2021. Nur wenige Stunden später war er ab Weingut ausverkauft!

2019 “Les Origines”, AOP Châteauneuf-du-Pape
Domaine Grand Veneur (Alain Jaume), Orange, südl. Rhône, Frankreich
Cuvée aus 50 % Grenache noir, 35 % Mourvèdre, 15 % Syrah. Handgelesen und handverlesen. Abgebeert, ca. 20-tägige Gärung mit regelmäßigem Umpumpen. 16 Monate gereift, 50 % in Betonbehältern, 50 % in Eichenholzfässern.
14 %vol. Alkohol, 1 g/l Restzucker, 3,3 g/l Säure
passt besonders gut zu Daube Provençale (Rinderschmortopf mit Karotten und schwarzen Oliven), Wildgerichten, gereiften Hartkäsen.
Familie Jaume ist seit 1826 im Weinbau tätig. Die große Wende für das Weingut kam in den 1980iger Jahren, als ein weinverliebter Anwalt namens Robert Parker die Weingüter in Châteauneuf du Pape besuchte. Am Ortsrand von Orange bewirtschaftete Alain Jaume seine Domaine Grand Veneur nach althergebrachter Tradition. Die Begegnung und der Austausch mit dem jungen Amerikaner, der vorbei kam, um seine Weine zu probieren, beindruckten Alain. Die Erfahrung, die dieser von seinen Besuchen der besten Weingütern der Welt mitbrachte und mit Alain teilte, führte bei dem jungen Südfranzosen zum Umdenken. Er begann das neue Wissen mit den Traditionen seiner Heimat zu verknüpfen und Jahr für Jahr probierte Robert Parker die 'neuen' Weine von Alain und unterstützte ihn mit seinem kritischen Urteil. Beharrlich arbeitete Alain Jaume an der Verbesserung des Qualitätsniveaus seiner Weine.
Domaine Grand Veneur gehört heute zur Top-Liga in Châteauneuf-du-Pape und steht für monumentale Weine, die international höchste Anerkennung genießen. Trotz des enormen Erfolgs sind die Jaumes mit den Füßen auf dem Boden geblieben – auch, was die Preise betrifft. Alain Jaume wird heute von seinen Söhnen Sebastien und Christophe unterstützt. Zuletzt ist auch seine Jüngste - Hélène - zum Familienteam gestoßen.
Der Familie gehören außerdem die Domaines Le Clos du Sixte (Lirac), La Grangette St. Joseph (Côte du Rhône) und Château Mazane (Vacqueras). Nachhaltiges und umweltschonendes Arbeiten ist dem Weingut schon immer ein Anliegen. Seit dem Jahrgang 2011 ist es biozertifiziert (Ecocert).
2018 “Argentiera” DOP Bolgheri Superiore
Tenuta Argentiera, Bolgheri/Maremma, Toskana, Italien
Cuvée aus 50 % Cabernet Sauvignon, 40 % Merlot, 10 % Cabernet Franc. Handlese, temperaturgesteuerte Mazeration und Gärung im Edelstahltank. Reifung: 14 Monate in Barriques aus französischer Eiche gereift, davon 50 % Erstbelegung, und ein weiteres Jahr auf der Flasche. 14,5 %vol. Alkohol, 1,1 g/l Restzucker, 4,9 g/l Säure
passt besonders gut zum Bistecca alla Fiorentina, Parmigiana alla melanzane (Auberginenauflauf), Pappardelle al Cinghiale (Pasta mit Wildschweinragout), Hartkäse wie Parmesan und Pecorino.
Die Tenuta Argentiera wurde 1999 gegründet und umfasst rund 80 ha. Weingärten, davon ca. 40 ha. in der Lage Argentiera. Das Gut war früher im Besitz der einflussreichen Florentiner Adelsfamilie Serristorti und Teil des antiken Landguts Donoratico. Seit 2016 zeichnet der österreichische Großindustrielle Stanislaus Turnauer als Eigentümer der Tenuta Argentiera für die Geschicke der Kellerei verantwortlich. Er wird unterstützt vom Önologen Nicolò Carrara. Der Name Argentiera nimmt Bezug auf die Silberminen, die sich einst in dieser Gegend befanden, die auch reich an natürlichen Thermal- und Heilquellen ist. Von allen Weingütern Bolgheris liegt die Tenuta Argentiera dem Meer am nächsten und besitzt gleichzeitig die höchsten Weinberge des Anbaugebiets, die bis hinauf auf 200 Meter reichen. Das Zusammenspiel von Meeresnähe und Höhenlage sorgt für ein einzigartiges Mikroklima.