Veröffentlicht am 23. April 2019 von Guido Keller
Unsere erste Adresse: das Chalet Champenois, in dem wir zum Aperitif, Abendessen und für die Übernachtung von Edwin und Willem erwartet wurden.
Das Chalet in Facebook
Bevor wir dort ankamen, tauchte ein Brocante auf – ein Muss für Guido, der jede Gelegenheit nutzt, unseren Weinladen in Stuttgart noch schöner zu machen :)
Endlich da! Edwin begrüßte uns mit einem perfekt temperierten Champagner aus dem Hause Le Brun de Neuville – wir fühlten uns sogleich zu Hause!
Was dann für ein Abendessen kam – unbeschreiblich ... Wie der sprichwörtliche Gott in Frankreich wurde gespeist, gelacht, getrunken und genächtigt.
Die Gästezimmer, die Lage, die Küche, die Gastgeber – alles vom Feinsten! Vielen Dank Edwin. Wir kommen wieder!
Nach einem fürstlichen Frühstück mit allem, was das Herz begehrt, trafen wir Justine Boxler, die Vertriebsbeauftragte und Repräsentantin des Champagnerhauses.
Sie führte uns zunächst auf die Terrasse des Hauses. Von dort hat man einen einmalig schönen Blick auf die typische Landschaft mit dem Ort Bethon im Hintergrund. Die Lagen der Rebflächen in der Champagne sind immer gleich aufgebaut: Oben Wald, an den Hängen Rebflächen und unten Ackerbau z.B. mit Getreide.
Der Kreideboden, der die Rebflächen von Le Brun de Neuville dominiert, ist optimal für die Rebsorte Chardonnay, da er viel Wasser speichert und die typische Chardonnay-Note unterstützt. Die 150 ha Rebflächen sind zu 90 % mit Chardonnay und zu 10 % mit Pinot Noir bestockt und haben überwiegend ein Alter von 30 bis 50 Jahren.
Als wir dort waren, sahen die Chardonnay-Rebstöcke schon so aus
Das Champagnerhaus Le Brun de Neuville (Facebook) existiert bereits seit 1963. In diesem Jahr haben sich 20 Winzer zu einer Genossenschaft zusammengeschlossen. Inzwischen sind es stolze 150 an der Côte de Sézanne!
Justine führte uns über das gesamte Gelände und in alle Bereiche dieses wunderbaren Anwesens. So zeigte sie uns den Holzfasskeller, die gesamten Maschinen, wie z. B. die Rüttelpulte, die Abfüllmaschinen, die Etikettiermaschine, die Degorgiermaschine (nicht für die Resèrve und Authentique-Champagner) ... Es gab so viel zu sehen und zu lernen, aber lesen Sie selbst:
Die Trauben der einzelnen Dörfer und Lagen werden hier separat gepresst. Auch jede Rebsorte bleibt separat, auch in Bezug auf die Kultivierungsmethoden (z. B. ohne Herbizide).
Die Trauben werden vor dem Pressen nicht abgebeert (fachlich: entrappt), da sich die Rispen (Rappen) bei der sanften Pressmethode als hilfreich erweisen. Sie ermöglichen durch das schonende Hin- und Herfahren des Pressbodens eine erheblich schonendere und effizientere Entsaftung der Beeren.
In der Champagne ist die Maßeinheit für eine Pressung 4.000 Kilo Trauben. Das entspricht 25,5 Hektolitern, also 2.550 Litern Saft.
Nur die erste Pressung ("la Cuvée) – ca. 20 hl (das Beste) – wird vor Ort zu Champagner Le Brun de Neuville verarbeitet. Der Rest wird an andere Champagnerhäuser verkauft, die selbst nicht über ausreichend Anbauflächen verfügen.
Champagner, die aus eigenen Trauben stammen, erkennen Sie an der Abkürzung R auf der Kapsel. Dies bedeutet: Récoltant manipulant.
RM / CM / NM steht auf dem Etikett. Auf der Kapsel selbst steht nur : R = recoltant (für RM und CM) oder N = négociant (für NM). Le Brun de Neuville ist ein CM (coopérative manipulante) mit R auf der Kapsel. Champagner, die mit hinzugekauften Trauben hergestellt wurden, tragen auf dem Etikett die Abkürzung NM: Négociant manipulant. Dies steht also für eine natürliche oder juristische Person, die Trauben, Most oder die Grundweine kauft, um daraus im eigenen Betrieb Champagner herzustellen und unter eigener Marke zu verkaufen. Die großen Champagner-Häuser gehören überwiegend in diese Kategorie.
Worüber wir uns sehr freuen: Jedes Jahr benutzen die Winzer der Genossenschaft weniger Pflanzenschutzmittel!
Die Winzer, die gänzlich auf Herbizide verzichten und stattdessen eine mechanische Bekämpfung des Unkrautes innerhalb der Rebreihen und eine Begrünung in den Fahrgassen herstellen, erhalten für ihre Trauben eine höhere Vergütung.
Seit 1971 werden alle Trauben ausschließlich per Hand gelesen. Ein Einsatz von Vollerntern ist in der Champagne gesetzlich untersagt.
Nach der Lese und sanften Pressung wird der Saft zunächst für einen Tag (12-18 Uhr) in große Stahltanks mit einem Fassungsvolumen von bis zu 15.000 Litern gefüllt. Dort setzen sich die Trübstoffe ab (Mosttrub), der Saft erfährt eine Selbstklärung. Dazu ist eine gleichmäßige niedrige Temperaturführung von 16 bis 20 °C nötig.
Danach kann der kostbare Traubensaft in die eigentlichen Gärfässer ‚umziehen’ um dort nach der alkoholischen Gärung seine malolaktische Gärung zu erfahren. Bei der malolaktischen Gärung oder dem biologischen Säureabbau wird Apfelsäure in Milchsäure umgewandelt. Besondere Grundweine, die für spätere Resèrve-Champagner ausgewählt wurden, erfahren keine malolaktische Gärung, da diese die Säurestärke mindert und so die Haltbarkeit geschmälert wird.
Ein Teil des Chardonnays wird in alte französische Eichenfässer aus der Champagne oder aus dem Burgund umgefüllt. Dies ist perfekt, um für diese Weine für acht Monate eine optimale Mikrozirkulation zu erhalten. Die Folge: eine perfekte Balance und Geschmacksintensivierung!
Le Brun de Neuville-Champagner verlassen das Haus nicht, bevor diese nicht mindestens drei Jahre (36 Monate) auf der Hefe gelegen haben. Gesetzlich vorgeschrieben sind lediglich 15 Monate.
Die Authentique-Champagner werden selbstverständlich von Hand degorgiert. Ein maschinelles Verfahren ist bei der Agraffe-Methode nicht möglich. Sie möchten mehr über das Agraffe-Verfahren erfahren? Am 17. Oktober 2017 präsentierte uns Justine Boxler, die Repräsentantin des Hauses Le Brun de Neuville, ihre Champagner und erklärte uns das aufwendige Verfahren im Rahmen der Falstaff Champagner Gala in Stuttgart: https://www.weinmusketier-stuttgart.de/blog/artikel/487/
Der Champagner Tendre Rosé lagert bereits mit 2 Millionen anderer Flaschen im imposanten Keller in Bethon. Die nächsten Jahrgänge jedoch in satinierten Flaschen, da diese mehr Schutz vor Lichteinstrahlung und somit vor Geschmacksveränderungen bieten. Wir freuen uns bereits heute auf diese roséfarbenen Champagner bei uns im Weinladen in Stuttgart.
Nach diesem eindrucksvollen und lehrreichen Rundgang betraten wir die repräsentativen Räume.
Das riesige Sortiment von Champagnern in allen Flaschengrößen ist wunderschön in Szene gesetzt. Unser Jonathan war besonders begeistert :)
Justine überraschte uns mit einem Aperitif, einer Verkostung und einem wundervollen Mittagessen, bevor wir uns leider schon wieder auf den Heimweg machen mussten.

Zum Abschluss stellten wir Justine Boxler die Frage: „Was ist das Herz von Le Brun de Neuville?“
Ihre Antwort: „Traubenqualität und Zeit!"
Ja, Zeit ist immens wichtig, um solch edle und besondere Champagner zu kreieren. Probieren Sie diese Ausnahme-Champagner! Das gesamte Team vom Wein-Musketier, Ihrem Weinladen in Stuttgart mit dem gewissen ‚Extra’ berät Sie sehr gerne.
Au revoir, du schöne Champagne!
Vielen Dank an unsere Gastgeber Justine vom Champagnerhaus 'Le Brun de Neuville sowie Edwin und Willem von 'Le Chalet Champenois'. Ihr habt uns fürstlich empfangen und mir mit meinem Team einen tollen, unvergesslichen Weiterbildungs-Urlaub ermöglicht.
