Beaujolais - Comeback für einen Oldie
Wer denkt bei dem Namen Beaujolais nicht zunächst an unkomplizierte, fruchtige und leichte Rotweine, die insbesondere in den 90-er Jahren en vogue waren. Und natürlich nicht zu vergessen der Beaujolais Nouveau, der jedes Jahr mit Spannung am dritten Donnerstag im November erwartet wird. Aber gerade der Hype um den Nouveau, der durch sein besonderes Gärverfahren, der Macération Carbonique (Kohlesäurenmaischung) besonders leichte, unkomplizierte und frühzutrinkende Weine hervorbringt, hat über die Jahre vergessen lassen, dass es in dieser Region, südlich von Burgund, auch ernstzunehmende Einzellagen gibt, die sich vor einem Burgunder nicht verstecken müssen!
Das Anbaugebiet Beaujolais mit 23.000 Hektar Rebfläche erstreckt sich vom Norden - angrenzend an das Burgund - bis zum Süden an die Côtes du Rhône. Dabei ändert sich die Topographie von Norden nach Süden dramatisch. Sanfte Hügel mit idyllischen Örtchen, man möchte fast sagen, einer der schönsten Landschaften Frankreichs, fallen langsam in eine Ebene zur Rhône hin ab. Der Name Beaujolais stammt von dem burgundischen Hochadel Beaujeu, das hier von 950 bis 1400 regierte. Bis in das 17. Jahrhundert wurde den Weinen der Regionen keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Als jedoch im Jahr 1642 der Briare-Kanal die Flüsse Loire und Seine verband, entstand eine neue Handelskette und der Beaujolais wurde einer der beliebtesten Weine in Paris.
Im Beaujolais wird fast ausschließlich die Rebsorte Gamay angebaut. Die Weine aus der Rebsorte präsentieren sich mit wenig Tanninen, viel Frucht und ausgeprägter Aromatik. Erstaunlich, wie die Winzer dieser Region es schaffen, aus dieser Rebsorte, die hier quasi als Solist auftritt, so viele unterschiedliche Stilistiken herauszuarbeiten - angefangen vom einfachen Beaujolais und Beaujolais Nouveau, über die Beaujolais-Villages bis hin zu den Beaujolais Crus.
Alle zehn Einzellagen, die Beaujolais Crus (Juliénas, Régnié, Morgon, Fleurie, Chénas, Saint-Amour, Chiroubles, Moulin à Vent, Côte de Brouilly und Brouilly) liegen in der nördlichen Hälfte der Region im Sâonetal und umfassen etwa 6.300 Hektar. Gekennzeichnet ist das Terroir durch Hügel auf Granit und Schieferböden und einem einzigartigen Mesoklima. Die Bergkette Monts de Beaujolais bietet Schutz vor zu starken Winden. Die Zahl der Sonnenstunden ist bei einer sehr niedrigen Niederschlagsmenge überdurchschnittlich hoch. Jede Appellation hat ihren ganz spezifischen Charakter, allen Einzellagen ist jedoch gemein, dass hier große Terroirweine entstehen. Das berühmteste Cru ist Moulin-à-Vent, dessen Weine in herausragenden Jahren durchaus ein Alterungspotential von 10 Jahren und mehr haben.
Die Einzellage Regnie entstand erst im Jahr 1988 und ist damit das jüngste Cru im Beaujolais. Die Lage ist unmittelbar östlich von Beaujeu und liegt im Vergleich zu den anderen Lagen am höchsten. Die Weine sind besonders aromatisch. Dunkle Beeren, Brombeere und Schlehe zeigen sich gerne in der Nase und am Gaumen. Erfreulich ist auch, dass es in diesem Cru inzwischen überdurchschnittlich viele Winzer gibt, die biologisch und nachhaltig wirtschaften.
Fleurie: allein der Name dieser Einzellage, verspricht Wunderbares. Und tatsächlich haben die Weine dieser Crus, wie der Name besagt, einen floralen Charakter. Neben den blumigen Noten zeigen die Weine auch dunkle Früchte und sind von schöner Eleganz gekennzeichnet.
Quincié ist eine Stadt südlich von Beaujeu und westlich von dem Cru Regnié. Hier im Norden der Region bis hin zu den Ausläufern des Zentralmassivs liegt die zweitgrößte Appellation Beaujolais-Villages. Wird der Wein nur innerhalb der Grenzen einer Gemeinde angebaut, darf er deren Namen (Quincié) anfügen.
Die Küche des Beaujolais ist deftig und vielseitig, traditionell gibt es beispielsweise ‚Oeufs en meurette‘ (Eier in Rotweinsauce), Sauccisson mit Linsensalat und Wildschweinterrine. Die Rotweine der Region schmecken köstlich zu diesen regionalen Speisen, aber auch zu allen Wurstwaren, Gemüseaufläufen, anderen Linsengerichten oder geschmorten Kalbsgerichten.